Portrait
Die Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg im Flug entdecken
Moderne Bildungseinrichtung mit Hotel und Vollpension
Das Angebot der Landesfeuerwehrschule (LFS) umfasst rund 50 Lehrgänge. Jährlich werden mehr als 6.500 Feuerwehrangehörige ausgebildet. Vielfach dauern die Kurse mehrere Tage, in manchen Fällen auch mehrere Wochen. Mit einem gewissen Augenzwinkern sprechen die Verantwortlichen gerne von einem Hotelbetrieb mit Vollpension.
Dabei setzt die LFS das Zusammenwirken der vier wichtigsten "Motivationsfaktoren": exzellente Schulung, respektvoller Umgang, gepflegte Räumlichkeiten und gutes Essen. Für diese angenehme Atmosphäre sorgt die gesamte Belegschaft von rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Der Unterricht ist Sache der 41 Ausbilderinnen und Ausbilder. Er wird meist in einem der über 21 Lernräume abgehalten, viele davon variabel gestaltbar für Gruppen zwischen 24 und 150 Personen.
Außerdem stehen spezielle Übungsräumen (z.B. Strahlenschutz-Übungsanlage, Chemie-Labor oder der Interlab-Schulungsraum) zur Verfügung. Ob bei technikorientierten oder Laufbahnlehrgängen, Fortbildungsseminaren oder Sonderveranstaltungen – jede Ausbilderin und jeder Ausbilder verfügt im eigenen Fachgebiet über ein umfangreiches Fachwissen.
Respektvollen und wertschätzenden Umgang pflegen selbstverständlich alle in der Schule – sowohl untereinander als auch vor allem gegenüber den Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmern. Egal, ob wir eine Schulterklappe tragen oder nicht, woher wir kommen, wie wir aussehen oder was uns sonst vermeintlich unterscheiden mag – an der LFS ist viel wichtiger, was uns verbindet. Wir alle begegnen uns auf Augenhöhe. Das beginnt schon mit der Begrüßung am Empfang durch ein Mitglied der Verwaltungscrew.
Die Philosophie der LFS: Ausbildung zum Begreifen
Die Philosophie der LFS spielt bewusst mit der Doppeldeutigkeit des Wortes "Begreifen". Sie steht auch als gemeinsames Motto über allen Angeboten der Schule. Einerseits vor dem Hintergrund, dass Kenntnisse über Geräte und die Fähigkeiten im manuellen Umgang am besten durch "anfassen" beziehungsweise durch praktische Schulung mit dem betreffenden Gerät gelernt werden. Andererseits bedeutet "Begreifen" auch geistiges Erfassen – die zweite wichtige Komponente des Lernens. Erst das Verstehen, die Antwort auf die Frage "Warum so und nicht anders?" erlaubt es dem Lernenden, seine Kenntnisse unterschiedlichen Situationen anzupassen. Und das ist gerade bei Feuerwehrleuten von enormer Bedeutung. Denn im Einsatz sind sie sehr häufig auf sich allein gestellt. Von ihnen wird erwartet, dass sie eigenverantwortlich handeln. Dazu müssen sie oft in Sekundenbruchteilen entscheiden, was zu tun ist, wie sie angemessen vorgehen.
Die Verbindung von perfekter manueller Beherrschung der Geräte und geistiger Fähigkeit, die augenblickliche Situation richtig einzuschätzen und die Folgen des Handelns im Vorhinein zu erkennen, erlaubt dem Feuerwehrangehörigen fehlerfreies Agieren. Genau an diesem Szenario orientiert die Schule ihr didaktisches Konzept und die Lehrinhalte. Ziel ist es, durch die Betonung des praktischen Vorgehens in jedem Lehrgang die optimale Kombination von praktischen und theoretischen Kenntnissen zu vermitteln und Wissenswertes von unnötigem Ballast zu befreien.
Zielgruppe: Für Spezialisten, Führungskräfte und Ausbilder
Feuerwehrangehörige absolvieren ihre Grundausbildung und die Grundlagen-Fachausbildung in ihren Feuerwehren oder bei der überörtlichen Kreisausbildung. Die weiterführende Fach- und Führungsausbildung übernimmt die LFS, die für das Land folgenden Lehrauftrag übernimmt:
- Aus- und Fortbildung von Führungskräften und Ausbilderinnen/Ausbildern,
- technische Spezialausbildungen für die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren sowie der Berufs- und Werkfeuerwehren,
- Aus-und Fortbildung von Leitstellenbedienpersonal für Feuerwehr und Rettungsdienst,
- Ausbildung und Schulung von Führungsgruppen und -stäben,
- Ausbildung im Katastrophenschutz,
- Ausbildung im Bereich Jugendfeuerwehr,
- Vermittlung von Fachwissen im vorbeugenden Brandschutz und in der Brandschutzerziehung.
Immer mehr im Fokus - Der Katastrophenschutz
Ein gewaltiges Hochwasser, ein schlimmer Orkan oder ein heftiges Erdbeben, ein sehr schwerer Unfall auf der Straße, zu Wasser, in der Luft oder in einer Industrieanlage mit gefährlichen Stoffen sind – ebenso wie etwa die Folgen eines Terroranschlags – Beispiele für Fälle, bei denen der Katastrophenschutz eingreift. Es sind extreme Situationen, in denen die Hilfsorganisationen den Schaden und seine Folgen nur gemeinsam und unter der einheitlichen Leitung der Katastrophenschutzbehörde beheben können.
Die Katastrophenschutzbehörde richtet im Katastrophenfall zur Wahrnehmung ihrer administrativ-organisatorischen Aufgaben einen Verwaltungsstab ein, in dem hochrangige Vertreter der Behörde zeitkritische Verwaltungsaufgaben koordinieren. Um die notwendigen operativ-taktischen Aufgaben zu erfüllen, wird ein Führungsstab aus Vertretern der Führungskräfte des Katastrophenschutzdienstes gebildet, der den Einsatz koordiniert.
Zur Schadenbekämpfung vor Ort greift die Katastrophenschutzbehörde auf die Einsatzkräfte des Katastrophenschutzdienstes zurück.
Neben den privaten und öffentlichen Hilfsorganisationen wirken im Katastrophenschutzdienst insbesondere die Feuerwehren in ihren Fachaufgaben Brandschutz, Technische Hilfe und ABC-Schutz mit. Daneben sind sie in vielen Fällen maßgeblich an der Bildung des Führungsstabes beteiligt.
Um sie auf ihre Aufgaben optimal vorzubereiten, bietet die LFS Mitgliedern von Führungsstäben und Mitarbeitern der Behörden, die in einem Verwaltungsstab tätig werden, entsprechende Lehrgänge und Seminare an. Einsatzkräfte, die in den Bereichen ABC-Erkundung und ABC-Dekontamination eingesetzt werden, erhalten durch die LFS eine ebenso fundierte Ausbildung, wie die Kräfte, die vorgesehen sind, nach einem Unfall in der Umgebung einer kerntechnischen Anlage besondere Aufgaben wahrzunehmen.
Härtetest für Großschadenereignisse
Was die Feuerwehren im Großschaden- bis hin zum Katastrophenfall zu tun haben, üben sie immer wieder auf Kreisebene oder im Verbund mit Nachbarkreisen. Gerade bei solchen Gelegenheiten müssen die Feuerwehrangehörigen beweisen, was sie auf der Schule gelernt haben, seien es die Spezialisten oder die Führungskräfte.
Ein wichtiger Bereich ist die Fortbildung von Führungskräften. Das Lehrgangsangebot richtet sich hierbei an Gruppenführer, Kommandanten, Kreisbrandmeister, Leiter von Werkfeuerwehren usw. Um die Zusammenarbeit bei den befehlsgebenden Stellen sicherzustellen, sind auch hier Übungen – zumeist als Stabsrahmenübungen anhand von angenommenen Großschadenereignissen, nötig. Zu diesem Zweck treten die administrativ-organisatorischen Stäbe aus hochrangigen Vertretern der zuständigen Behörden mit den taktisch-operativen Stäben, gebildet aus den Führungskräften vor Ort, zusammen. Die Vertreter der Landesfeuerwehrschule unterstützen hierbei als unparteiische Beobachter mit der Aufgabe, Schwachstellen im Management oder der Kompetenzverteilung aufzudecken und in einer sachlichen Manöverkritik darzulegen.
Aktiv für den Umweltschutz
Die Vielfalt der Aufgaben der Feuerwehr berührt weite Bereiche des öffentlichen Lebens. Im Umweltschutz beispielsweise Unfälle mit Gefahrguttransporten. Auch hier wächst der Schulungsbedarf stetig. Feuerwehren verfügen über Gefahrstoff- und Strahlenschutzeinheiten, die an der Schule mit dem nötigen Fachwissen, im richtigen Verhalten und im Gebrauch der Ausrüstung vom Schutzanzug bis zum Messgerät unterwiesen werden.
Das nasse Element ist für die Feuerwehr nicht nur zum Löschen da. Bei Unfällen auf Gewässern sind Boote im Einsatz, die von entsprechend ausgebildeten Bootsführern gesteuert werden, und bei Bedarf suchen Feuerwehrtaucher den Grund ab.
Trittstufen der Karriereleiter
Fachliche Kompetenz ist immer die beste Voraussetzung für Erfolg. Das gilt auch für das Feuerwehrwesen. Deshalb bietet die LFS Lehrgänge zur Führungsausbildung an. Angehörige der Freiwilligen Feuerwehren erhalten die Ausbildung vom Gruppenführer bis zum Feuerwehrkommandanten, als Einsatzleiter oder als Ausbilder auf Gemeindeebene.
Hauptamtlichen Feuerwehrangehörigen bietet die Schule z.B. den Laufbahnlehrgang für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst, aber auch den längsten und zugleich äußerst anspruchsvollen Brandoberinspektorenlehrgang